Bestandaufnahme zur Situation des öffentlichen Nahverkehrs in Wachtberg
Die seit rund 6 Jahren bestehende Taktverdichtung der Linien 855, 856 und 857 sind nach wie vor sehr zu begrüßen, da sie fast ganztägig eine attraktive Möglichkeit bietet sich, durch das Gemeindegebiet und darüber hinaus zu bewegen. Ein ausreichend dicht getacktetes ÖPNV-Angebot ist die Voraussetzung für eine große Akzeptanz und damit für die Motivation, vom Individualverkehr umzusteigen. Die Rückmeldungen aus der Bürgerschaft sind vor diesem Hintergrund durchaus positiv. Immer wieder thematisiert werden die nachfolgenden Punkte, die aus unserer Sicht stärker in den Blick genommen werden müssen.
Kosten
Für Gelegenheitsnutzer sind die Kosten zu hoch. Für die 6 Km lange Strecke von Pech zum Bahnhof in Bad Godesberg werden z.B. für eine Einzelfahrt 5,- € aufgerufen. Nichts anderes gilt z.B. für eine Fahrt von Niederbachem zum Bahnhof Mehlem oder in die Innenstadt von Bad Godesberg.
Selbst innerhalb von Wachtberg sind die Kosten hoch. So kostet eine Fahrt von Villiprott mit der Linie 881 ins EKZ in Berkum 3,10 €.
Das von CDU und Grünen 2021 mit viel Publicity aufs Tapet gehobene 1-Euro-Ticket für Fahrten innerhalb Wachtbergs ist dagegen sang- und klaglos in der Versenkung verschwunden.
Für regelmäßige Nutzer steht mit dem Deutschlandticket allerdings noch eine sehr kostengünstige Alternative zur Verfügung. Die Zukunft ist indes ungewiss.
Erreichbarkeit der Haltestellen
Während PKW-Nutzer erwarten, den PKW möglichst vor der eigenen Haustür auch im öffentlichen Raum abstellen zu können, sind die von ÖPNV-Nutzern zurückzulegenden Wegstrecken zu wenig im Blick. So gab es 2023 Bestrebungen, die Linie 857 nicht mehr durch Oberbachem fahren zu lassen, um eine Fahrtzeitverkürzung von 2 Minuten erreichen zu können. Dies hätte für die Nutzer der Linie sehr viel längere Zuwege bedeutet, wobei zudem die viel befahrene L 123 zu überqueren wäre. Diese Veränderung hätte nicht nur für bewegungseinschränkte Personen einen zeitlichen Mehraufwand bedeutet, der das ÖPNV-Angebot als unattraktiv hätte erscheinen lassen. Zum Glück ist es durch unsere hartnäckige Initiative gelungen, dass die Pläne -vorerst- in der Schublade verschwunden sind.
Ähnliche Bestrebungen bestehen allerdings seitens des Vorsitzenden des Ortsausschusses Pech. Mit Blick auf die geplante Schnellbuslinie wird das Ziel verfolgt, die innerörtliche Linienführung der Linie 855 aufzugeben. Da allerdings nur eine Haltestelle an der L158 im Bereich der Huppenbergstraße geplant ist, würde eine Aufgabe der Linienführung durch den Ort allein aufgrund der Dauer für das Erreichen der Haltestelle den ÖPNV weitgehend unattraktiv werden lassen
Fahrzeiten
Soweit direkte Verbindungen zwischen Wohn- und Zielort liegen, sind die Fahrzeiten grundsätzlich gut. Problematisch wird es, wenn die Nutzer umsteigen müssen. Das ist oft sehr zeitaufwändig. Entweder müssen mehrere Linien für den Umstieg genutzt werden oder die Abstimmung der Fahrpläne führt zu längeren Umsteigezeiten.
Hier käme in Betracht, die Routenführung der 855 und 857 im Wechsel zu verändern. Z.B. bei der 857 eine Route wie bisher und eine über Berkum und die L158 nach Bad Godesberg (Fähre), im Gegenzug die Linie 855 einmal wie bisher und einmal über Berkum und die L123 zu führen, also wie a und b Linien. Mit einer zeitlich abgestimmten Umsteigemöglichkeit der alternierenden Linienführung in Berkum würde die Fahrzeit zwar geringfügig verlängert, das Angebot aus Sicht der Nutzer dennoch erheblich erweitert.
Ein Schwachpunkt sind die ersten Fahrten am Morgen. Personen im Schichtdienst – z.B. im Krankenhaus – haben durch die späte Aufnahme des Linienverkehrs kau die Möglichkeit, ihren Arbeitsplatz zu Schichtbeginn -i.d.R. 06:00 Uhr- zu erreichen.
Schnellbuslinie
Die geplante Schnellbuslinie über die L158 von Meckenheim nach Bad-Godesberg ist für Bürgerinnen und Bürger aus Wachtberg weitgehend uninteressant. Durch die Linienführung über die L158 ist sie nur eine Alternative für Menschen, die in der Nähe „Im Bruch“ und auf dem Zukunftsweg wohnen sowie die bisherigen Nutzer der Haltestelle Huppenbergstraße. Für alle anderen ist sie aufgrund der nur geringen Fahrtzeitverkürzung aufgrund einer deutlich längeren Zuwegung keine Alternative. Aus Richtung Villip wird lediglich die Ortsdurchfahrt in Pech „gespart“ und – wie auch bei Zustieg in Pech- zwei Haltestellen auf der L158, die aber ohnehin kaum frequentiert sind. Am Orteingang von Bad Godesberg ist dann bereits nach kurzer Fahrstrecke kein Zeitvorteil gegenüber dem Ist-Zustand zu erwarten.
Diese Linie ist allenfalls für Nutzer aus Meckenheim interessant, weil die Durchquerung von Teilen Villiprotts, Villips und Pech dann schon ein spürbarer zeitlich Vorteil ist. Ob hierdurch signifikant Transitverkehr auf der L158 entfällt, bleibt abzuwarten.
Aufgrund der äußerst überschaubaren Vorteile für Wachtbergerinnen und Wachtberger werden wir sehr auf die Aufteilung der Kosten unter der Kommunen schauen. Allein der Millionenaufwand für die Errichtung der erforderlichen Bushaltestellen in Wachtberg ist vor dem Hintergrund der mehr als beschränkten Nutzungsmöglichkeiten aus Wachtberger Sicht ein kaum zu rechtfertigender Aufwand.
Wir würden demgegenüber die Realisierung einer Schnellbuslinie von Meckenheim über Adendorf, Berkum, Ober- und Niederbachem favorisieren. Die L123 führt durchweg durch die Ortschaften und verfügt über ein schon vorhandenes Haltestellennetz. Es wäre also keine zusätzlichen Investitionen erforderlich. Zudem hätten die Bürgerinnen und Bürger aus den fünf an der Strecke gelegenen Ortschaften eine umfassende Möglichkeit der Nutzung.
Taxibus
Züllighoven ist hinsichtlich seiner abseitigen Alleinlage eine Besonderheit. Grundsätzlich findet nur Ziel- und Quellverkehr, kein Durchgangsverkehr statt. Der Linienbus (Taxibus 880) fährt die Haltestelle vor dem Ortseingang an und wendet dort. Eine Erschließung des Ortes über ein Durchfahren ist aus fahrgeometrischen Gründen schwer und nicht vorgesehen. Die Taktung des Busses ist gering, wenn auch für den Schülertransport ok. Für den sonstigen Interessenten bedarf es besonderer Planung, der Zeitaufwand ist auch die Entfernung zur Haltestelle, bedeutend, sprich zu lang. Die Gehzeiten nach dort und die anschließenden Busfahrzeiten nach Wartezeit dauern zu lange, die Anbindung und der Umstieg in Berkum sind umständlich und nicht optimal abgestimmt.
Die neben der Bushaltestelle befindliche Mitfahrerbank ist ein nützliches und nettes Angebot, in der Praxis unter den beschriebenen Gesichtspunkten aber keine nennenswerte Alternative.
Auf unserer Facebook-Seite, über unsere Kontakt-Seite oder auch persönlich bei der ein oder anderen Veranstaltung in der Gemeinde.
Wählervereinigung "Unser Wachtberg", Hochheimer Weg 24, 53343 Wachtberg
Tel: (+49 175) 2449228