WAchtberg 2030

Das Gesicht unserer Gemeinde

 

Wie wird unsere Gemeinde in wenigen Jahren aussehen? Diese Frage stellt sich uns oft, wenn wir in der Gemeinde unterwegs sind, besonders aber, wenn wir die Diskussionen im Rat und im Planungs- und Umweltausschuss (PUA) verfolgen.

 

Vielleicht ist es ja romantisch und naiv zu glauben, Wachtberg präsentiere sich in 10 bis15 Jahren als Schmuckkästchen. Unsere Dörfer wurden von innen heraus erneuert,  die Straßen sind keine Flickenteppiche mehr, die Anwohner haben ihre Häuser auch mit Fördermitteln modernisiert und die Neubaugebiete wachsen ins Ortsbild hinein. Und das alles in einer von nachhaltiger Landwirtschaft geprägten wunderschönen Landschaft.

 

Man wird ja noch träumen dürfen! Dass sich Wachtberg in diese Richtung entwickelt, scheint kaum zu erwarten. An der Spitze der Verwaltung und in großen Teilen des Rates scheint eine andere Auffassung vorzuherrschen, scheinen unsere Vorstellungen gar ein Bild des Grauens.

 

Wer wollte, konnte dies bestens in der letzten Sitzung des PUA am 31. Januar verfolgen. Die Verwaltung will erste Voraussetzungen für eine Erweiterung des Gewerbegebiets Villip schaffen. Dieses soll Richtung Pecher Landstraße um 5,8 ha und jenseits des Wachtbergrings Richtung Gimmersdorf um weitere 15,1 ha wachsen. Vehement unterstützt wird dies durch die CDU. Aber auch die Vertreter anderer Fraktionen stehen den Plänen zum Teil positiv gegenüber. Als ob mit der letzten Erweiterung des Gewerbegebiets Villip nicht genug Flurschaden beschlossen wurde. Jetzt soll auch noch das Landschaftsbild durch Bebauung der dem Wachtberg vorgelagerten Ackerflächen verschandelt und die qualitativ hochwertigsten Böden in der Gemeinde der Nutzung durch die Landwirtschaft entzogen und einer Bebauung zugeführt werden.

 

Dem Hinweis auf die hohe Qualität der Böden begegnete der Beigeordnete mit dem Hinweis, für diese Flächen bestehe eine Auskiesungsgenehmigung. Die Böden seien also ohnehin nicht geschützt. Dem springen die Ausschussmitglieder bei. Hierbei werden indes  2 Punkte übergangen. Zum Einen wird der Bereich gar nicht ausgekiest, da dieses wirtschaftlich nicht sinnvoll ist. Zum Anderen sehen sämtliche Auskiesungsgenehmigungen vor, dass die Oberböden abgeschoben und wieder aufgebracht werden, sie also später wieder zur Verfügung stehen. So ist bisher auch an den anderen Stellen geschehen.

 

Auch wollte die Verwaltung ein Mandat des PUA, um mit Grundstückseigentümern in Gimmersdorf zu verhandeln. Geplant ist, im Bereich Berkumer Weg/Milchgasse ein neues Bebauungsplangebiet am Ortsrand auszuweisen. Sowohl die  anwesenden Vertreter der  Verwaltung wie die Vertreter von CDU und FDP machten sich für möglichst schnelles Handeln stark. Die Gemeinde müsse „ihrer Pflicht“ nachkommen, für den Wohnungsbau dringend benötigte Flächen zur Verfügung zu stellen. Als wenn das Argument, „wir lieben unsere Gemeinde so wie sie ist und wollen das nicht“, nicht zählen darf!?

 

Wie und wohin sich Gimmersdorf entwickelt, soll zudem gerade durch die Gimmersdorfer selbst unter Einbeziehung externer Gutachter in dem Projekt zur Erstellung eines Dorfinnenentwicklungskonzepts erarbeitet werden. Hat man etwa Angst, dass die Gimmersdorfer die Pläne nicht mittragen? So hieß es im PUA: In dem Projekt  würden nur Vorschläge erarbeitet. Das hindere die Politik nicht, auch andere Entscheidungen zu treffen.

 

Richtig! Bedeutet aber wohl: Solange vorgeschlagen wird, was gewünscht ist, dürfen die Bürger sich engagieren. Wenn nicht, macht man es eben anders. Ist das die Art, die Bürger ernst zu nehmen? Die Kommentare im Zuschauerraum waren entsprechend. Auch als Mira Schwarzenberger auf das von den Gimmersdorfern entwickelte Leitbild hinwies, das ebenfalls eine Entwicklung im Innenbereich in den Vordergrund stellt und das sich ausdrücklich gegen ein weiteres wachsen über die derzeitigen Ortsgrenzen hinaus ausspricht.

 

Es lohnt sich aber auch, sich die Flächen einmal genauer anzusehen.

 

Für eine Fläche an der Straße „Auf dem Berg“ gibt es schon seit Jahren Bemühungen, eine Bebaubarkeit – im Außenbereich! – zu ermöglichen. So beschloss der Rat im November 2014 eine Abgrenzungssatzung, die diese klar im Außenbereich liegende Fläche trickreich in den Innenbereich verlagerte. Hierdurch sollte auf einmal eine im Außenbereich unzulässige Bebauung zulässig werden, konkret ein 9 Meter hohes, 30 Meter langes und 11 Meter tiefes 2,5 geschossigen 4-Familienhaus. So jedenfalls die Überlegungen von Rat und Verwaltung. Wir haben bereits damals eindringlich darauf hingewiesen, dass dieser Weg rechtswidrig ist. So hat es auch der Rhein-Sieg-Kreis gesehen, übrigens nicht nur an dieser Stelle, und den Plänen einen Riegel vorgeschoben. Jetzt „muss dem Mann anders geholfen werden“, ein Bebauungsplan muss her. Und dann doch bitte klotzen nicht kleckern.

 

Da gibt es nämlich noch einen Bereich unmittelbar am Berkumer Weg, der bereits im letzten Jahr auf der Tagesordnung des Rates stand. Der Rat hatte beschlossen, diesen Bereich einstweilen keiner Bebauung zuzuführen. Die Absicht war, bis zur Fertigstellung der Ortsumgehung zu warten, auch damit die Gemeinde nicht herangezogen werden kann, z.B. Abhilfe für von der Ortsumgehung ausgehende Lärmimmissionen Sorge zu tragen. Jetzt ist der erste Spatenstich getan und schon wird alles wieder neu aufgerollt. Man fragt sich was das soll? Warum diese Eile? Auch her gibt es gerade von Seiten der CDU massive Unterstützung.

 

Schlussendlich eine Fläche im Bereich „Milchgasse“, wo ein schon jetzt grundsätzlich bebaubarer Bereich schnell noch ein wenig ins Landschaftsschutzgebiet hinein ausgedehnt werden soll.

 

Wenn wir in die Zukunft blicken, gibt es wenig Hoffnung für eine Änderung dieser auf Expansion ausgerichteten Politik. Die Verwaltung treibt Pläne zum „weiteren Ausbau der Gemeinde“ vehement voran. Massiv unterstützt wird das Ganze von der CDU. Aber auch ansonsten gibt es zu wenig kritische Stimmen. Wir würden uns hier aber auch einmal eine ausdrückliche Stellungnahme der Bürgermeisterin wünschen. Wie sieht sie das Gesicht „ihrer“ Gemeinde in der Zukunft?

 

Unser Wachtberg sieht diese Entwicklung sehr kritisch. Wir wollen keine weitere Flächenentwicklung an den Ortsrändern bevor die Innenentwicklung und Erneuerung der Ortschaften abgeschlossen ist. Zudem müssen wir uns bei allen Entscheidungen bewusst sein, dass Grund und Boden, aber auch das Wachtberger Landschaftsbild, eine endliche Ressource sind, mit der wir äußerst verantwortungsvoll und behutsam umgehen müssen. Wachtberg ist eine schöne Gemeinde, die ihr Gesicht nicht verlieren soll.